Herausforderungen und Lösungsansätze in der Notfallsanitäter-Ausbildung

Der Arbeitsauftrag

Arbeitsaufträge sind in der Notfallsanitäter-Ausbildung ein zentrales didaktisches Mittel, um die fachlichen, praktischen und kommunikativen Kompetenzen der Lernenden systematisch zu fördern. Sie ermöglichen ein praxisnahes, selbstgesteuertes und zielgerichtetes Lernen. Formulieren Sie den Arbeitsauftrag so präzise wie möglich. Dies erspart Ihnen und den Lernenden Zeit. Einen guten Ansatz finden Sie im Buch von Staedeli et al. (2013). Dieser umfasst folgende Aspekte, zu denen ich für die Lernenden entsprechende Informationen formuliere:

1 Arbeitsauftrag

mit Hilfe der folgenden Struktur konnte ich die notwendigen Rückfragen der Lernenden deutlich reduzieren, d.h. die Aufgabenstellung wurde klarer.

Thema

ein klar umrissenes Thema hilft den Lernenden bei der mentalen Einordnung.

Szenario (z.B. eine Fallbeschreibung),

ein interessant und ausreichend detailliert beschriebener Fall bietet einen guten Einstieg.

Sinn der Aufgabe

wenn die Lernenden die Aufgabe als wichtig für Ihren Lernprozess ansehen, werden Sie eher bereit sein, die Aufgabe zu bearbeiten. Hier hilft Klafki, zum Beispiel mit der exemplarischen Bedeutung, der Gegenwarts- oder Zukunftsbedeutung.

mögliches Material

geben Sie hier an, welche Quellen oder Literatur die Lernenden verwenden sollen. Dies hilft in der Nachbesprechung und die Ergebnisse sind besser abgesichert. Mir ist es passiert, dass Lernende Beispielsweise mit veralteten Leitlinien gearbeitet haben.

Aufgabenstellung

eine möglichst präzise Aufgabenstellung ist hier das A&O. Komplexe Aufgaben teilen Sie am Besten in kleine Schritte auf. Sehen Sie es als Prozess. Jedem Teilschritt kann ein Lernprodukt als „Meilenstein“ folgen. Es bietet sich hier zum Beispiel die Leittextmethode an. Ein anderer Ansatz sind Patientenprozessorientierte Lernaufgaben (PPOLA), welche viele der hier vorgestellten Aspekte beinhalten und streng prozessorientiert sind.

Visualisierungsmedien oder Lernprodukte

Geben Sie den Lernenden explizit die Visualisierungsmöglichkeiten vor. Ich wollte einmal eine schöne Collage haben, um mich am nächsten Tag im Unterricht darauf zu beziehen. Ein paar Gruppen entdeckten jedoch die digitale Welt und haben die Ausarbeitung in MS Powerpoint (C) erstellt. Das hat mein Setting dann durcheinandergebracht. Ebenso sollte das Lernprodukt einer Vorgabe entsprechen. Hier gibt es derlei viele: Handlungsprodukte, Schaubilder, Filme, PodCasts usw.

Abgabetermin

Schreiben Sie den Abgabetermin in den Auftrag hinein, nicht an die Tafel o.ä.. Wenn die Lernenden den Bearbeitungsort wechseln, nehmen sie den Arbeitsauftrag mit, nicht die Tafel.

2 Reflexion

Nachdem die Gruppen die Inhalte vorgestellt haben, kann eine Reflexion des Arbeitsauftrages sinnvoll sein. Dies dient folgendem Zweck:

Vertiefung des Gelernten

Durch die Reflexion setzen sich die Lernenden erneut mit den Inhalten auseinander. Dies fördert das langfristige Behalten und verbessert die Anwendbarkeit des Wissens in zukünftigen Situationen.

Förderung des kritischen Denkens

Die Reflexion regt die Lernenden dazu an, ihre Herangehensweise zu hinterfragen:

  • Was war herausfordernd?
  • Welche Strategien haben sich bewährt?
  • Wo gibt es Verbesserungspotenzial?

Verknüpfung mit der Praxis

Gerade in der Notfallsanitäter-Ausbildung ist es wichtig, theoretisches Wissen mit der Praxis zu verknüpfen. Die Reflexion hilft den Lernenden, den Bezug zwischen anatomischem Wissen und dessen Bedeutung für Notfallsituationen herzustellen.

Förderung der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung

Durch das Nachdenken über das eigene Lernen entwickeln die Lernenden eine höhere Eigenverantwortung. Sie erkennen, welche Methoden für sie besonders effektiv sind und wo sie noch gezielt nacharbeiten müssen.

Verbesserung zukünftiger Arbeitsaufträge

Die Reflexion gibt auch der Lehrkraft wertvolles Feedback:

  • War der Arbeitsauftrag verständlich formuliert?
  • War der Schwierigkeitsgrad angemessen?
  • Wurden die Lernziele erreicht? -ok, das ist nicht immer unmittelbar überprüfbar.
    Dies ermöglicht eine Anpassung und Optimierung zukünftiger Aufgabenstellungen.

Durch eine gezielte Reflexion wird der Lernprozess nicht nur effektiver, sondern auch nachhaltiger, indem er auf die individuellen Bedürfnisse und Erfahrungen der Lernenden abgestimmt wird.

3 Auftrag klar am Anfang besprechen

Besprechen sie den Arbeitsauftrag klar in er Gruppe vor Beginn. Nehmen Sie sich dafür viel Zeit. Klären sie nicht verstandene Begriffe. Lassen Sie den Lernenden nach deren Findungsphase in der Gruppe ein paar Minuten Zeit, damit sie sich organisieren können. Gehen Sie dann von Gruppe zu Gruppe um zu fragen, was sie noch zur Bearbeitung des Auftrags benötigen. Sie werden überrascht sein, wie viele Fragen da auf einmal noch kommen.

4 Unterschiedliche Lernprodukte verwenden

Wer sagt, dass alle Lernenden/Gruppen dasselbe Lernprodukt erstellen müssen? Nehmen wir als Beispiel die Anatomie der Niere. Eine Gruppe könnte ein Modell aus Knetmasse (z.B. FIMO) basteln, eine ein Schaubild, eine Gruppe eine Textpräsentation. In der Vorstellung der Arbeiten ergänzen sich die Lernenden dann gegenseitig.

5 Bewertungsskalen vorher bekannt geben

Falls Sie vorhaben, die Gruppenarbeit zu bewerten: Geben Sie den Schülern vorher die Kriterien bekannt. Das ist nur fair.

6 jedem Lernprodukt Aufmerksamkeit widmen

die Lernenden haben sich meist wirklich Mühe gegeben. Geben Sie sich nun Mühe, jedem einzelnen die gebührende Aufmerksamkeit zu widmen.

7 Kernaussagen und Rückfragen erstellen lassen

Ich habe gute Erfahrungen gemacht, in der Aufgabenstellung eine knappe Anzahl an Kernaussagen zu dem Thema erstellen zu lassen. Auch drei Reflexionsfragen können die Aufmerksamkeit der Zuhörer wecken. Lassen sie diese Reflexionsfragen zu dem auszuarbeitenden Thema von den Lernenden selbst formulieren.

8 Literaturverzeichnis

Städeli, C., Grassi, A., Rhiner, K., & Obrist, W. (2013). Kompetenzorientiert unterrichten—Das AVIVA-Modell. hep.

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