Nicht nur für die Prüfung interessante Aspekte liefert das Prinzip des Constructive Alignments von Biggs u. Tang (2011, S. 105), bei dem die Prüfungsform, die Learning-Outcomes und die Lehr- / Lernaktivitäten eng miteinander verwoben sind. Sie werden aneinander ausgerichtet (engl. „to align“). Das Modell des Constructive Alignments kann wie folgt dargestellt werden:

Constructive Alignment: Modell der abgeglichenen Teaching/Learning activities, Intended Learning-Outcomes und Assessment tasks. Die blauen Felder sind nachträglich eingefügt und dienen der Erläuterung. Quelle: eigene Ergänzung und Anpassung nach Biggs u. Tang (2011, S. 105).
Aus dem Modell geht hervor, dass der praktische Leistungsnachweis auf die Learning-Outcomes in der Form angepasst werden muss, dass diese sich darin wiederfinden. Gleiches gilt für die Formulierung der Leistungsanforderungen. Ansonsten können sie durch die Prüflinge nicht gezeigt werden und werden in der Beurteilung auch nicht berücksichtigt. Je globaler also die Leistungsanforderungen formuliert sind, desto eher werden sie auf Kosten der Objektivität die Learning-Outcomes erfassen. Der Erfüllungsgrad der Learning-Outcomes wird im Constructive Alignment mit Verben über vier Stufen dargestellt.
Gegenüberstellung der Erfüllungsgrade innerhalb der Notendefinition und des Constructive Alignment
Stellt man diese Grade der Notendefinition gegenüber, entsteht folgende Tabelle, welche hilfreich im Umgang mit Bewertungen hinsichtlich der Erfüllung von Leistungsanforderungen sein kann.
| Note | Erfüllungsgrad (Notendefinition) | Erfüllungsgrad (Constructive Alignment) |
| 1. ‚sehr gut’ (1), wenn | die Leistung den Anforderungen in besonderem Maße entspricht | Very best outcome that could be reasonable expected |
| Beispiel: Zusammenhänge wurden reflektiert | ||
| 2. ‚gut’ (2), wenn | die Leistung den Anforderungen voll entspricht, | Highly satisfactory outcomes |
| Beispiel: Komplexe Probleme wurden bewältigt, komplexe Zusammenhänge konnten erklärt werden | ||
| 3. ‚befriedigend’ (3), wenn | die Leistung im Allgemeinen den Anforderungen entspricht | Quite satisfactory outcomes |
| Beispiel: Standardprobleme konnten gelöst werden, Standardprozeduren wurden verwendet | ||
| 4. ‚ausreichend’ (4), wenn | die Leistung zwar Mängel aufweist, aber im Ganzen den Anforderungen noch entspricht | Minimal satisfactory outcomes and applications |
| Beispiel: Unzureichende, aber verwertbare Versuche auf höherer Ebene | ||
| 5. ‚mangelhaft’ (5), wenn | die Leistung den Anforderungen nicht entspricht, jedoch erkennen lässt, dass die notwendigen Grundkenntnisse vorhanden sind und die Mängel in absehbarer Zeit behoben werden können | |
| 6. ‚ungenügend’ (6), wenn | wenn die Leistung den Anforderungen nicht entspricht und selbst die Grundkenntnisse so lückenhaft sind, dass die Mängel in absehbarer Zeit nicht behoben werden können. | |
Dieses Modell kann vereinfacht allgemein auf die praktischen Prüfungen innerhalb der NotSan- Ausbildung übertragen werden:

Constructive Alignment mit Ausbildungs- und Prüfungsinhalten. Quelle: eigene Erstellung und Erweiterung ein Anlehnung an Biggs u. Tang (2011, Kapitel 6).
Gleiches funktioniert auch in Kombination mit der Arbeits- bzw. Patientenprozessorientierung. Hier müssen die Learning-Outcomes und die Leistungsanforderungen aufeinander abgestimmt werden:

Constructive Alignment in Kombination einer Arbeitsprozessorientierung. Quelle: eigene Erstellung und Erweiterung in Anlehnung an Biggs u. Tang (2011, Kapitel 6).
Bedeutung für den Ablauf einer Prüfung und deren Vorbereitung
- Die Learning-Outcomes sollten gut beschrieben und operationalisiert sein, damit sie später gut in die Leistungsanforderungen für das praktische Fallbeispiel überführt werden können.
- die Prüfung muss zu den Lehrmethoden und den Learning-Outcomes passen
- Alle zu prüfenden Aspekte des Falles müssen auch dargestellt werden
- Die Bearbeitung von Fallbeispielen muss trainiert werden (von allen Akteuren), damit innerhalb des Rollenspiels möglichst wenig Störungen des Ablaufs durch simulationsbedingte „Übungskünstlichkeiten“ auftreten. Hierzu gehört der Umgang mit den Mimen, der Stimme „aus dem Off“ ebenso, wie die Handhabung des Übungsmaterials und der Übungsgeräte.
Literaturverzeichnis
Biggs, J. B. & Tang, C. S. (2011). Teaching for quality learning at university: What the student does (Society for Research into Higher Education, Hrsg.). Open University Press.

Lehrkraft an einer Berufsfachschule für NotfallsanitäterInnen
M.A. Berufliche Bildung im Gesundheitswesen
B.A. Berufspädagogik im Gesundheitswesen – Fachrichtung Rettungswesen
Notfallsanitäter mit mehr als 20 jähriger Berufserfahrung in der Land- und Luftrettung, u.a. als ltd. TC-HEMS und Organisatorischer Leiter Rettungsdienst